Am kommenden Mittwoch, dem 9. Dezember, befasst sich der Ortsbeirat erneut mit dem Thema “Kiellinie”. Ortsbeiratsmitglieder von SPD und Grünen schlagen unter dem Antrag “Kiellinie-Frieden erhalten” vor, dass über zukünftige temporäre Sperrungen der Kiellinie für den Autoverkehr in den Ortsbeiräten beraten werden soll, um so eine Beteiligung alle Anwohnerinnen und Anwohner sicher zu stellen. Ausgenommen sollen Sperrungen aufgrund von Baumaßnahmen, Veranstaltungen oder Versammlungen sein.
Alle interessierten Mitbürgerinnen und Mitbürger sind eingeladen, an der Ortsbeiratssitzung teilzunehmen. Die Sitzung findet am Mittwoch, dem 9.12.2020, um 19.30 Uhr in der Mensa der Reventlouschule, Beselerallee 45, statt.
Überraschender Vorschlag der Kieler SPD: Die stellvertretende Kieler SPD-Vorsitzende Christina Schubert schlägt vor, in den Weihnachtsferien die nördliche Kiellinie für den Autoverkehr zu sperren. Obwohl aufgrund der Corona-Pandemie die Kieler Weihnachtsmärkte in diesem Jahr entfallen, sollen nun nach Meinung der SPD Verkaufsstände für “Glühwein, Mutzen und Holzspielzeug” auf einer gesperrten nördlichen Kiellinie aufgestellt werden, so Christina Schubert.
Nach einer vorläufigen Befriedung des Kiellinie-Themas durch OB Kämpfer mit der Ankündigung eines variantenoffenen Verfahrens ist somit die Sperrung der Kiellinie wieder aktuelles Thema in der Stadt und der Vorstoß der SPD lässt vermuten, dass es weiterhin Ziel der Kieler SPD und der Verwaltung sein könnte, die nördliche Kiellinie dauerhaft zu sperren, zumal Stadtbaurätin Doris Grondke bereits im Rahmen der Vorstellung des Vorhabens “Sperrung der nördlichen Kiellinie” im Schwedenkai die Vision der Punschstände als Winternutzung auf dem Areal geäußert hatte.
Gestern schlug die Kieler SPD vor, die nördliche Kiellinie während der Weihnachtsferien zu sperren und dort – sofern unter Corona-Bedingungen möglich – einige Verkaufsstände aufzustellen.
Heute nun gab es die Reaktionen auf diesen Vorstoß. Während wir als Initiative “Kiellinie für alle” den Vorschlag mehr als kritisch sehen, begrüßen die Grünen in Kiel die Sperrung über die Weihnachtsferien. Deren Kooperationspartner im Kieler Rathaus, die FDP Kiel, setzt sich dagegen für einen Standort weiter südlich ohne Sperrung ein.
Die CDU-Ratsfraktion Kiel bezeichnet den Vorschlag als “ein Stück weit lebensfremd” und fordert eine Prüfung, ob unter Corona-Vorgaben eine Innenstadt-nahe Lösung möglich ist. Das Vertrauen in ein ergebnisoffenes Verfahren sieht SSW-Ratsherr Marcel Schmidt in seinem Kommentar auf Facebook zu den Plänen der SPD erschüttert.
SPD-Ratsfrau Christina Schubert stellte gegenüber unserer Initiative noch einmal klar, dass ihr Vorschlag keinerlei Festlegung für eine zukünftige Gestaltung der Kiellinie bedeute.
Am vergangenen Donnerstag tagte der Bauauschuss der Stadt Kiel. Thema war unter anderem die Neugestaltung der Kiellinie. Das Stadtplanungsamt stellte noch einmal das nun veränderte Vorgehen bei der Umgestaltung der Kiellinie vor. Laut Kieler Nachrichten sieht der Zeitplan nun so aus, dass im Januar der Rat über den erweiterten Wettbewerb entscheiden soll. Begleitend sollen weitere Verkehrsdaten erhoben werden. Der Wettbewerb, bei dem 15 Büros teilnehmen sollen und der zum Sommer ausgelobt wird, sieht nun vier Bausteine vor:
Reventlouwiese und Landeshausufer
Berthold-Beitz-Ufer
Variante A für eine Kiellinie ohne Autoverkehr
Variante B für eine Kiellinie mit Autoverkehr
Ende 2021 soll dann eine Fach- und Sachjury über den besten Vorschlag entscheiden. Nach Präsentation des Ergebnisses und Diskussion mit Bürgern und Politik soll dann laut Kieler Nachrichten frühstens 2022 die Entscheidung über eine Kiellinie mit oder ohne Autoverkehr fallen.
Für uns ist wegen der Auswirkungen auf die nördliche Kiellinie besonders der Umfrage-Teil “Tor zur Kiellinie” spannend.
Mit “Tor zur Kiellinie” ist der Bereich der Kiellinie zwischen der Kreuzung Mercatorstraße/Feldstraße und der Generaldirektion Wasserstraßen / Tirpitzhafen gemeint, in dem auch der Flandernbunker liegt.
Spannend für die Kiellinie ist die Umfrage, weil im vorgeschlagenen Szenario B (“Die Wik wird ans Wasser gebracht”) eine Sperrung für den motorisierten Individualverkehr für den genannten Bereich vorgesehen ist und der Verkehr über die B 76/503, den Westring und die Feldstraße gelenkt werden soll. Dies deckt sich mit den Plänen für eine autofreie Kiellinie.
In Szenario A (“Grünzug statt Straße”) soll nur der Straßenteil der Kiellinie nördlich des Flandernbunker gesperrt werden, eine Zu- und Abfahrt zur/von der Kiellinie wäre über den Straßenteil der Kiellinie, der südlich des Flandernbunkers verläuft, weiter möglich.
In Szenario C (“Verkehrsberuhigung und Nutzungsoptimierung”) bleibt die Verkehrsführung in dem genannten Bereich erhalten, es findet aber eine Temporeduzierung statt.
Stimmen Sie mit dem folgenden Link u.a. ab, ob die Zu- und Abfahrt zur/von der Kiellinie gesperrt werden soll (Szenario B) oder nicht (Szenario A oder Szenario C):
In der Umfrage sprechen sich bei 259 Befragten unter Punkt 3 mehr als 55 Prozent gegen eine Sperrung der Kiellinie zwischen Feldstraße und “GDWS” für den motorisierten Individualverkehr aus. 39 Prozent sind dafür, fünf Prozent haben andere Vorschläge.
Am Mittwochabend tagten die beiden Ortsbeiräte Ravensberg / Brunswik / Düsternbrook und Wik zusammen zum Thema “Umgestaltung der Kiellinie”.
Nachdem die Verwaltung (Herr Kumkar, Tiefbauamt) noch einmal den aktuellen Stand bezüglich der nördlichen Kiellinie dargestellt hatte, durfte unsere Initiative ihre Position vortragen.
Sie wies noch einmal auf verschiedene Probleme hin (bisher nicht repräsentative Bürgerbeteiligung, Verkehrsverlagerung, Lärmschutz) und forderte noch einmal ein offenes und transparentes Verfahren und ein ganzheitliches Verkehrskonzept – hier unsere Präsentation:
Sehr viele Bürgerinnen und Bürger kamen danach mit gegensätzlichen Meinungen zu Wort, doch der Austausch – genau wie die gesamte Sitzung – war aus unserer Sicht sachlich und konstruktiv.
Besonders durch viele Aussagen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wie schlimm die Verkehrszunahme während der Probesperrungen war, sind die Ortsbeiräte aus unserer Sicht zum Thema Verkehr sensibilisiert.
Beide Ortsbeiräte nahmen dann fast einstimmig einen Antrag an, in dem der Vorschlag begrüßt wird, im Planungswettbewerb gleich viele Wettbewerbsbeiträge für Varianten mit und ohne Autoverkehr zu berücksichtigen.
Weiter betonen die Ortsbeiräte im Antrag die Wichtigkeit der Einbindung der Öffentlichkeit, die Notwendigkeit eines Verkehrskonzeptes und einer Analyse der Auswirkungen auf den Verkehr auf die Nachbarschaft und die Stadt.
Wir begrüßen diesen Antrag sehr.
Einer weiterer Antrag, der nur vom OBR Ravensberg / Brunswik / Düsternbrook angenommen, fordert von der Verwaltung, für eine Umgestaltung Maßnahmen im Sinne eines Verkehrskonzeptes zu entwickeln und eine Umgestaltung erst bei einer reduzierten Verkehrslast durchzuführen. Der OBR Wik lehnte den Antrag ab.
Wir als Initiative werden die weiteren Entwicklungen aufmerksam, kritisch, aber konstruktiv begleiten.
Einen herzlichen Dank noch einmal an die beiden Ortsbeiräte dafür, dass unsere Nachbarschaftsinitiative vortragen durfte.
Die Beschlüsse der beiden Ortsbeiräte in ihrer endgültigen Fassung werden sicherlich in den kommenden Tagen im Info-System der Stadt Kiel unter folgendem Link online gestellt: https://kommunalpolitik.kiel.de/bi/to010.asp?silfdnr=4789
Interessante Entwicklung zum Thema “Kiellinie”: In einem ausführlichen Interview mit den Kieler Nachrichten geht Oberbürgermeister Ulf Kämpfer auf die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ein. Ein Zeichen für uns, dass Ihr und unser Engagement erste Früchte trägt!
Kämpfer sagt in dem Gespräch einen offenen Gestaltungswettbewerb für den Nord-Abschnitt der Kiellinie, in dem Varianten ohne und mit Autoverkehr geplant werden sollen, zu. “Die Auswirkungen auf den Verkehr in der Nachbarschaft” und eine mögliche Verkehrssteuerung sollen noch eingehender geprüft werden, so Kämpfer in den KN.
Der Oberbürgermeister verspricht zukünftig einen “besseren Austausch” mit der Stadtgesellschaft, der im kommenden Verfahren “alle Informationen” zur Verfügung gestellt werden sollen.
Lesen Sie das vollständige Interview in der Printausgabe der KN vom Dienstag auf Seite 25 oder online unter diesem Link.
– Kompromisse statt Schwarz und Weiß – an der Kiellinie ist Platz für alle! – ein modernes Konzept für alle Verkehrsteilnehmer.- Schutz von Pendlern, Anwohnern und Schulkindern. – eine ernst gemeinte Bürgerbeteiligung bei den Vorhaben der Stadt.
– eine Sperrung würde täglich mehr als 7.000 Autos in Wohngebiete umleiten. – den Weg für Kinder von fünf Schulen und mehrerer Kindergärten gefährden. – die umliegende Gastronomie und den Einzelhandel belasten. – zu mehr Stau und CO2-Ausstoß in ganz Kiel führen. – keinen dauerhaft attraktiven Raum schaffen.