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Stadt Kiel prescht vor – geplante Verkehrsregelung für Fahrradfahrer an der Kiellinie birgt Risiko und ist unverständlich

Während der Wettbewerb für die Neugestaltung der Kiellinie noch gar nicht richtig begonnen hat, plant die Stadt Kiel kurzfristig eine Änderung der Verkehrsführung für den Fahrradverkehr an der nördlichen Kiellinie.

Voraussichtlich im Sommer sind die derzeit laufenden Baumaßnahmen an der Kiellinie im Abschnitt zwischen Feldstraße und Gorch-Fock-Mole abgeschlossen. Nach Fertigstellung soll hier künftig der Radverkehr stadteinwärts auf einer eigenen Fahrradspur erfolgen, wofür auch Platz sein dürfte, da hier die Straße vormals zweispurig war.

Zusätzlich plant die Stadt aber nun, den Fahrradverkehr zwischen der Gorch-Fock-Mole und der Lindenallee stadteinwärts ebenso auf die Fahrbahn zu bringen. Da hier für den Verkehr jeweils nur eine Fahrspur pro Richtung zur Verfügung steht und diese z.T. sehr schmal ausfallen (lediglich 6m Fahrbahnbreite), sind Konflikte zwischen Auto- und Fahrradverkehr vorprogrammiert. Dass auf einer vielbefahrenen Kreisstraße dann das Überholen von Fahrradfahrern nur bei freier Gegenfahrbahn möglich ist, mindert den Verkehrsfluss, erhöht den CO2-Ausstoß und setzt Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer einer unnötigen Gefährdung aus.


Kurioserweise begründet die Stadt Kiel diese Baumaßnahme aber mit dem Sicherheitsgedanken, da der bisherige Radweg an einigen Stellen zu schmal sei und ein großes Unfallpotenzial berge. In der Tat muss im Zuge der Neugestaltung der Kiellinie natürlich darauf Wert gelegt werden, dass ein moderner Zwei-Wege-Radweg ausreichend breit ist und auch der vermehrten Nutzung von beispielsweise Pedelecs und Lastenfahrrädern Rechnung trägt. Ein Blick in die angefügte Unfallstatistik (Anlage-4-Unfaelle-Polizei oben rechts im Link) lässt aber nicht erkennen, dass es sich hier um einen wirklichen Unfallschwerpunkt handelt – vielmehr sind sechs Unfälle in den letzten drei Jahren dokumentiert, von denen fünf dieser sechs Unfälle durch die geplanten Änderungen wohl nicht hätten verhindert werden können.


Hier kann nicht die Rede davon sein, dass ein sofortiges Handeln nötig sei und die Umsetzung der Neugestaltung der Kiellinie nicht abgewartet werden könne – stattdessen scheint es, als wolle die Stadtverwaltung im wenig durchdachten Schnellschuss vorpreschen. Wer an der Kiellinie Fahrrad fährt, ist bis zur Umsetzung der neu gestalteten Kiellinie auf dem bewährten Fahrradweg sicherer als auf der Fahrbahn einer Kreisstraße. Die geplanten Baumaßnahmen der Stadt bieten keinen Mehrwert an Sicherheit, sondern bergen nur die Gefahr eines erhöhten Konflikts zwischen Kfz- und Fahrradverkehr. Eine moderne Verkehrswende muss aber genau das Gegenteil bewirken und die verschiedenen Verkehrsarten zusammenbringen und nicht gegeneinander ausspielen.